Freie Meinungsäußerung
Mir träumte, ich befände mich in dem Klassenzimmer einer Grundschule bei der Vorbereitung
zu einem Aufsatz und bat zu diesem Zweck den Lehrer um Aufklärung, wie eine Meinungsäußerung
zu erfolgen habe.
„Schwierig!“ meinte der Lehrer und warf mir von der Seite über den Brillenrand einen Blick
zu. „Ich erzähle dir eine Begebenheit - In einer Familie wurde ein Sohn geboren, und es
herrschte im Haus eitel Freude. Nach Ablauf eines Monats eilte man, ihn den Gästen zu zeigen
- natürlich auch in dem Wunsche, etwas Erfreuliches geweissagt zu bekommen. Einer
sagte: ‘Das Kind wird reich werden.’ Daraufhin dankte man ihm herzlich. Ein anderer meinte:
‘Das Kind wird einmal Beamter.’ So bekam er Schmeicheleien zu hören. Und ein dritter:
‘Das Kind wird einmal sterben.’ Schmerzhafte Prügel der gesamten Familie war die Antwort.
„Zu sagen, das Kind werde einmal sterben, entspricht dem notwendigen Gang der Dinge,
aber zu sagen, es werde reich oder Beamter, hat mit der Wahrheit wenig zu tun. Doch für
Lügen wird man belohnt, für Wahrheit bezieht man Prügel. Du...“
„Ich will weder ein Lügner sein noch Prügel beziehen. Was muß ich also sagen?“
„Am besten sagst du: Ach, das Kind! Schau doch nur! Wie ist es ... Ach! Haha! Hoho! Ho,
hohohoho!“
Der Vorwurf eines Hundes
Mir träumte, ich ginge durch eine schmale Gasse, in zerschlissener Kleidung wie ein Bettler.
Ein Hund bellte mir in den Rücken.
Voller Dünkel wandte ich mich um und sagte wütend:
„Kläffer! Bist du wohl still! Du kriecherische Natur!“
„Haha!“ lachte er und fuhr fort: „Zuviel der Ehre, ich fühle mich beschämt, bin ich doch
weniger als ein Mensch.“
„Was!?“ Ich war empört, dies war ein Höchstmaß an Beleidigung.
„Ich schäme mich, weil ich Kupfer und Silber immer noch nicht zu unterscheiden weiß, ebensowenig
Tuch und Seide, Beamtenschaft und Volk, Herrn und Knecht sowie...
Ich nahm Reißaus.
„Einen Moment bitte! Laß uns miteinander reden...“, suchte er mich von hinten mit lauter
Stimme zum Bleiben zu überreden.
Ich floh schnurstracks, floh mit aller Macht, bis ich das Reich des Traumes hinter mir gelassen
hatte und mich auf meinem Bett wiederfand.
Mir träumte, ich befände mich in dem Klassenzimmer einer Grundschule bei der Vorbereitung
zu einem Aufsatz und bat zu diesem Zweck den Lehrer um Aufklärung, wie eine Meinungsäußerung
zu erfolgen habe.
„Schwierig!“ meinte der Lehrer und warf mir von der Seite über den Brillenrand einen Blick
zu. „Ich erzähle dir eine Begebenheit - In einer Familie wurde ein Sohn geboren, und es
herrschte im Haus eitel Freude. Nach Ablauf eines Monats eilte man, ihn den Gästen zu zeigen
- natürlich auch in dem Wunsche, etwas Erfreuliches geweissagt zu bekommen. Einer
sagte: ‘Das Kind wird reich werden.’ Daraufhin dankte man ihm herzlich. Ein anderer meinte:
‘Das Kind wird einmal Beamter.’ So bekam er Schmeicheleien zu hören. Und ein dritter:
‘Das Kind wird einmal sterben.’ Schmerzhafte Prügel der gesamten Familie war die Antwort.
„Zu sagen, das Kind werde einmal sterben, entspricht dem notwendigen Gang der Dinge,
aber zu sagen, es werde reich oder Beamter, hat mit der Wahrheit wenig zu tun. Doch für
Lügen wird man belohnt, für Wahrheit bezieht man Prügel. Du...“
„Ich will weder ein Lügner sein noch Prügel beziehen. Was muß ich also sagen?“
„Am besten sagst du: Ach, das Kind! Schau doch nur! Wie ist es ... Ach! Haha! Hoho! Ho,
hohohoho!“
Der Vorwurf eines Hundes
Mir träumte, ich ginge durch eine schmale Gasse, in zerschlissener Kleidung wie ein Bettler.
Ein Hund bellte mir in den Rücken.
Voller Dünkel wandte ich mich um und sagte wütend:
„Kläffer! Bist du wohl still! Du kriecherische Natur!“
„Haha!“ lachte er und fuhr fort: „Zuviel der Ehre, ich fühle mich beschämt, bin ich doch
weniger als ein Mensch.“
„Was!?“ Ich war empört, dies war ein Höchstmaß an Beleidigung.
„Ich schäme mich, weil ich Kupfer und Silber immer noch nicht zu unterscheiden weiß, ebensowenig
Tuch und Seide, Beamtenschaft und Volk, Herrn und Knecht sowie...
Ich nahm Reißaus.
„Einen Moment bitte! Laß uns miteinander reden...“, suchte er mich von hinten mit lauter
Stimme zum Bleiben zu überreden.
Ich floh schnurstracks, floh mit aller Macht, bis ich das Reich des Traumes hinter mir gelassen
hatte und mich auf meinem Bett wiederfand.